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Sprache und Glück

ein Gastkommentar von Barbara Blagusz

 

Unser eigenes Lebensglück wird bestimmt durch das rechte Wort zur rechten Zeit, noch Jahrzehnte danach. Worte, die unsere Eltern an uns richteten, und jene, die sie nicht über die Lippen brachten. Worte, die wir sprachen und jene mit denen wir zu lange warteten. Ein willkürlich gewähltes Wort und unser Leben wird nie mehr so sein, wie es einmal war. Worte, die wir an geliebte Menschen richten, bestimmen über Glück und Unglück in dieser Stunde. Doch wie ist es mit dem Wort, das wir an uns selbst richten?

 

“Sag mir wie Du sprichst und ich sage Dir, wie glücklich du bist!” – Einer der wichtigsten Schlüssel zum Glück ist der bewusste Umgang mit Sprache. Wie sprechen wir zu uns selbst, damit wir motivierter und optimistischer durchs Leben gehen? Wie sehr prägt unsere Sprache unsere Einstellungen und Haltungen? Wie reden wir auf eine konstruktive Art und Weise mit anderen Menschen? Mutter Natur hat uns die Sprache mit auf den Weg gegeben, die es uns ermöglicht, für das kleine alltägliche Glück selbst zu sorgen: nur dazu müssen wir erst wissen, was wir da genau tun -  welche Worte wir wählen, wenn wir sprechen. Schon Moshe Feldenkrais sagte: „Erst wenn du weißt, was du tust und wie du es tust, kannst du tun, was du willst.“ Erst wenn wir verstehen, warum wir in bestimmten Situationen bestimmte Worte verwenden und wie diese wirken, können wir aktiv auf unsere Sprache und damit auch auf unsere inneren Bilder Einfluss nehmen. Denn es sind die inneren Bilder, die unsere Stimmung erzeugen und die letztendlich unser Glück bestimmen.

 

Wörter sind Bilder im Kopf. Die Frage ist nur, welche Bilder werden überwiegend erzeugt - positive oder negative Bilder? Das Deutsche als Sprache hat hier ein spezielles Faible für das Drama – für negative Bilder. In keiner anderen Sprache weltweit finden wir so viele mittelalterliche Folterwörter wie im Deutschen. Da „brennt es uns unter den Nägeln“, da sind wir „todmüde“ oder fühlen uns „gerädert“. Da „spannen wir unser Gegenüber gerne auf die Folter“, bekommen etwas „eingebleut“ oder „eingetrichtert“. Manche Dinge „fesseln“ uns; wir haben „Lunte gerochen“; fühlen uns wie „vor den Kopf gestoßen“; wir haben eine „zündende Idee“ oder ein Projekt ist „zum Scheitern verurteilt“.

Wenn wir etwas Gutes sagen wollen, dann ist das „wahnsinnig“ toll oder „irrsinnig“ lustig, es war „brutal“ kalt oder „mörderisch“ heiß. Es fällt uns erst auf, wenn wir bewusst darauf achten, was im Alltag selten passiert. Na und? Könnte man sich denken. Nur, negative Worte erzeugen negative Bilder – sie erzeugen eine Atmosphäre,  eine unangenehme, negative gepolte Atmosphäre.

 

Die Frage ist: warum tun wir das? Nun, dafür gibt es viele Gründe – zu einem Großteil hängt es stark davon ab, in welcher Kultur bzw. Muttersprache wir aufwachsen und wie diese historisch sowie religiös geprägt wurde. Und da überdauern manche Ausdrucksweisen schon mal ein paar Jahrhunderte - unhinterfragt. Sie können es selbst überprüfen. Hören Sie sich selbst beim Sprechen zu – welche Worte verwenden sie, welche Bilder erzeugen Sie dadurch in ihrem Kopf und im Kopf ihres Gesprächspartners?

 

Ein weiterer Grund liegt in der Motivationsrichtung. Bewege ich mich “weg von etwas“ das ich nicht will oder bewege ich mich auf etwas zu. Die „Weg-von-Motivation“ arbeitet mit negativen Bildern. Die zugrundeliegende Emotion ist die Angst, die ein Vermeidungsgefühl erzeugt wie beispielsweise „ich will nicht mehr dick sein“; „ich will kein Spielverderber sein“ oder der österreichische Klassiker überhaupt – „Kein Problem!“ Die „Hin zu-Motivation“  arbeitet mit positiven Bildern, dessen Antreiber die Freude oder Lust ein Belohnungsgefühl erzeugt.

Welcher Motivationstyp Sie sind, hört man in Ihrer Sprache: verwenden sie mehr Vermeidungen und Verneinungen  wie nicht, nein, kein, vermeiden, verhindern, nicht mehr oder wollen Sie etwas erreichen oder erzielen? Hören Sie sich und ihrer Umgebung einmal eine Weile zu und Sie werden schnell herausfinden welches Muster stärker vorherrscht.

 

So leben wir im deutschen Sprachraum und ganz besonders in Österreich in einer stark „weg von“ geprägten Kultur mit vielen Verneinungen. Die USA hingegen ist ein sehr stark „hin zu“ geprägtes Land und das auch in all ihren Formulierungen – alles leicht und easy mit dem Ergebnis, dass Amerika aus Sicht der Europäer oft als oberflächlich und naiv gilt. So finden wir im Deutschen „Stichwörter“, wo die Amerikaner „key words“ also Schlüsselwörter verwenden. Im übertragenen Sinne wird dabei etwas aufgesperrt, wir stechen lieber zu.

Was heißt das jetzt für unser Glück? Wichtig ist: es gibt kein besseres oder schlechteres Muster! Der einzige Nachteil liegt darin, dass weg von mit negativen Bildern arbeitet und daher auch primär negative Gefühle unbewusst erzeugt, die wir dann vermeiden wollen. Wenn auch viele rund um uns eher „weg von“ motiviert sind und dies in ihrer Sprache der negativen Bilder ausdrücken, so erzeugen doch die positiven Bilder die besseren Gefühle und die angenehmere Atmosphäre. Zusätzlich ist sie lösungsfokussierter und damit auf Dauer effizienter. Achten sie daher auf Ihre Sprache und malen Sie mehr positive Bilder, sagen Sie statt „nicht schlecht“ einfach „sehr gut!“ Tun Sie sich und ihrer Umgebung einen Gefallen, achten Sie auch auf Ihre inneren Dialoge. Heißt es bei Ihnen meistens: „Mist, hat schon wieder nicht geklappt!“ oder sagen Sie öfter mal zu sich selbst: „Hey, das habe ich jetzt aber gut hinbekommen!“

Und so schmieden wir unser Glück – mit dem Wort. Und wir sollten gut darin sein!

 

Ihre Barbara Blagusz – Die Stimme im Verkauf mehr Infos auf www.sozusagen.at