
ode an die faulheit
Faulheit, Muße, Müßiggang, Stille, Ruhe - all das kommt in unserer schnelllebigen Gesellschaft meist zu kurz.
Den Tüchtigen gehört die Welt!
Den Faulen aber: das Leben!
Faulsein ist wichtig, Faulsein tut gut.
Faulsein ist Glücksstifter, Sinnspender und Inspirationsquelle.
Faulsein ist gesund, Faulsein verlängert das Leben!
Die Zahl psychosomatischer Erkrankungen steigt stetig: Stresssymptome, Erschöpfungszustände, Burnout - alles Folgen von einem Lebensstil, in dem die Faulheit verboten ist. In südlicheren Ländern, wo Faulheit mehr Akzeptanz hat und mehr gelebt wird, sind diese Erkrankung wesentlich seltener.
Deshalb mein Credo: Seien Sie auch mal faul!
Natürlich nicht permanent – tätig sein, bewegt sein, aktiv sein sind ebenso wichtige Glücksquellen, jedoch bei uns meist überbeansprucht - dies braucht auch den Gegenpol: die Entspannung, das Nichtstun, die Faulheit.
Müßiggang und Faulheit werden noch am ehesten im Urlaub gefrönt – auch da immer seltener, weil im Urlaub gibt es ja auch so vieles zu tun: die sportlichen Aktivitäten, ein bisschen Kultur, Lesen, und und und…..
Aber einfach mal nichts tun – faul sein – ist das erlaubt?
Das Wort Faulheit hat etwas Verbotenes an sich, etwas Schlechtes, Verdorbenes. Faules Obst ist ja auch nicht gerade empfehlenswert – ein fauler Hund – aus dem kann ja nichts werden…
Dass aber in der Faulheit sehr viel Kraft liegt, dass sie der Nährboden sein kann für Inspiration, das wird oft vergessen. Ebenso können wir im Zustand der Faulheit unsere Energiespeicher wieder auffüllen. Sowohl für Geist, als auch für den Körper und die Seele ist permanentes Aktivsein eine Überforderung. Viele Menschen haben das Faulsein schon verlernt - für sie ist der Schlaf die einzige Regenerationsmöglichkeit (das übrigens ein Anzeichen von drohender Burnout-Gefahr).
Mehr Muße ist ein „Korrektiv gegen die Leistungsgesellschaft und ihre Exzesse und bedeutet ja keineswegs das Versinken im absoluten Nichtstun, sondern das Zurückfinden zur goldenen Mitte.“
Machen Sie auch im Alltag Urlaub. Eine halbe Stunde täglich Faulsein. Diese Zeit nicht gleich wieder mit Aktivität füllen, sondern die Seele baumeln lassen, Wolken betrachten, in sich hineinhören, Löcher in die Luft starren, nichts tun….
Wer faul ist, das bestätigt der Medizin-Professor Peter Axt, lebt sowohl länger als auch gesünder. Er empfiehlt daher auch mal Zeit zu vertrödeln und genussvoll faul herumzuhängen.
„Wer faul ist lebt aber nicht nur länger und gesünder, er oder sie lebt vor allem und in erster Linie auch wesentlich besser als der Müßiggang Unfähige oder sich jede Muße Verbietende. Denn wer Ruhe und Stille finden und genießen kann, den wird auch das Glück ereilen.“
(Schneider Wolfgang: Die Enzyklopädie der Faulheit, eichborn2003)
Dostojewski meint: “Einsamkeit und Faulheit liebkosen die Phantasie“, Salomon mein: „Wer seine Tätigkeit einschränkt erlangt Weisheit“, Aristoteles sieht Faulheit als den „Angelpunkt, um den sich alles dreht“ Ja und Lafargue fordert neben dem Recht auf Arbeit auch „Das Recht auf Faulheit“.
Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe sitze ich auf meiner Veranda und mein Kater liegt neben mir auf seiner Bank und: er ist faul. Er wird es auch den ganzen Tag sein;-)))
Und er ist mein Lehrer.